intuitive Kunst

 

 

Die Sprache der Symbole ist die Sprache der Seele.

 

Werk  du Dunkelheit aus der ich stamme  [R.M.Rilke]

Werk "Du Dunkelheit aus der ich stamme" ganz sichtbar


Jahr:  2019
Größe:  H 68,5 cm x B 44,5 x T 30 cm 
Material:  Kastanienholz, Schellacktusche, Blattgold, Epoxidharz

Der Titel dieses Werkes ist R. M. Rilkes Gedicht
Du Dunkelheit aus der ich stamme  entlehnt.
   Ein mächtiger, hohler Kastanienbaum war im Kurpark zu Bad Windsheim gefällt worden – davon bekam ich einige Teile. Viel Altholz musste ich an diesem Stück abnehmen, um eine dünne Wandung zu bekommen.
Da ich auch an diesem Werk ohne Konzept arbeitete, wuchsen und reiften
Form und Thema gleichermaßen langsam heran – immer im Wechsel eine Ebene die andere befruchtend, die handwerkliche und die unsichtbare.
So näherten sich mehr und mehr Form, Farbe und Thema an und begegneten sich in wunderbarer Weise als Zusammenklang mit Rainer Maria Rilkes Gedicht zur Dunkelheit. Dieser Zusammenklang der inneren Aussage einer intuitiv entstandenen Skulptur und eines Rilke-Gedichtes erfreut mich immer wieder aufs Neue. 

 

Werk "Du Dunkelheit aus der ich stamme" innen


    Nun zu der hier dargestellten Thematik: die Dunkelheit (der Nacht) ist,
wie die Farbe Schwarz, mit der wir Dunkelheit malen, für den Verstand ein Geheimnis. Vielleicht, da wir aus unserem Kulturkreis heraus einseitig auf
diese Aspekte schauen – gilt doch Schwarz als Farbe der Trauer. Doch ist Schwarz keineswegs nur dem Tod, sondern auch dem Leben verbunden, denn nur im Dunkeln wächst ein Keim heran, bis er sich dem Licht stellen kann. So braucht auch der Mensch einen geschützten, dunklen Raum zum Keimen.

    Die Leere dieses Innenraumes ist seine Brauchbarkeit: keine Außenwelt dringt ein. Dunkelheit – Leere – Stille wollen uns Nährboden und Humus sein. Stellen wir uns diesen Qualitäten zur Verfügung, leben wir das Geheimnis und werden fruchtbar.

    Diese Gestaltung zeigt nicht einen dunklen Ort unserer Herkunft, wie auch Rilke nicht einen dunklen Ort des Herstammens meint – und doch dringen wir Menschen nicht zu unserem inneren, göttlichen Wesen vor ohne ein Hindurchgehen durch diese Dunkelheit. Ein anderes Symbol für diesen Entwicklungsweg ist das "Nadelöhr".

 






Von den beiden Medaillons,
die ich auch Siegel nenne, weist
eines nach innen (Heptagon) und
eines nach außen (aufrechtes Oval mit  Strahlenkranz).

Diese beiden Zeichen sehe ich als Fraktale,
die unendlich weiter in die Tiefen kleinster Teilchen führen.
Mit ihrer Schönheit wecken sie in uns die Sehnsucht
nach der uns ganz eigen innewohnenden Wahrheit,
die dann wiederum als Schönheit nach außen strahlt

 

Werk "Du Dunkelheit aus der ich stamme" hinten

Die Dunkelheit ist groß auf der Erde - und als Metapher, in unserem Unwissen. Die hier symbolisch dargestellte Dunkelheit deute ich als Nichtwissen um unsere (geistige) Herkunft.


Nach vorne zum Betrachter hin offen, bietet die schwarz-glänzende Pforte
aus oben auseinanderstrebenden, mächtigen, konischen Pylonen Einblick
und Eingang. 

Die goldene Schwelle zum Innenraum stellt eine nicht leichtfertig zu überschreitende Grenze dar – sie ist Wächter.
Es braucht ein bewusstes Eintreten in den Freiraum nach einem
bewussten Heraustreten aus der Alltagswelt – denn die Schwelle
ist Grenze, Schutz und Maßstab für Klärung. Freiwillig als Suchende überschreiten wir sie also bewusst und suchen den Raum der Stille auf.
Oder aber wir werden durch Schicksalsschläge hineingezwungen
um zur Be-Sinnung zu kommen.


In diesem Raum begegnen wir uns selbst: . . . nackt und bloß.

 Werk "Du Dunkelheit aus der ich stamme" Schwelle                     
                                                                                                  d i e  g o l d e n e  S c h w e l l e

 

Du Dunkelheit, aus der ich stamme,

ich liebe dich mehr als die Flamme,

welche die Welt begrenzt,



indem sie glänzt

für irgend einen Kreis,

aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß.



Aber die Dunkelheit hält alles an sich:

Gestalten und Flammen, Tiere und mich,

wie sie's errafft,

Menschen und Mächte -



Und es kann sein: eine große Kraft

rührt sich in meiner Nachbarschaft.



Ich glaube an Nächte.

R.M.Rilke

 

 


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